Feen Buch 1: Der Weg nach Imanahm Read online




  Feen

  Band 1: Der Weg nach Imanahm

  Von Peter Singewald

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  Copyright 2013 Peter Singewald

  Copyright © 2013 Peter Singewald, Heisede

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  Covergestaltung Matthias Utomo

  Smashwords Edition, License Notes

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  Ein Dank geht an Anja, die es auf sich genommen hat, den ersten Teil zu lesen, ohne zu wissen, wann der zweite herauskommt.

  Ich bin alle Götter.

  Mein Name ist Anai.

  Wenn jedoch jemand zu mir spricht, so ruft er nach Aemavheas, Hüter über Leben und Tod. Oder nach Phaliamin, dem Verschlagenen. Oder nach Kouvsainae, damit sie ihnen Weisheit gibt. Oder nach einem der vielen anderen, die ich bin. Wer auch immer nach mir ruft verbindet etwas anderes mit mir. Selbst wenn zwei denselben Namen verwenden, so denken sie doch etwas anderes dabei.

  Einst nannten mich alle, die an mich glaubten, Emaofhia. Aber über die Jahrtausende, in denen sie mich verehrten, ist mein Name so vielfältig geworden, wie die Sprachen, die die Völker durch ihre Geschichte gelernt haben. Und immer neue kommen hinzu.

  Einst war ich jedoch Anai. Viele nannten mich Anai Chin-Yoer, denn ich gehörte zu den privilegierten meiner Rasse. Ich hatte noch einen anderen, längeren Namen, den jedoch niemand jemals verwendete. Und es gab noch einen letzten Namen. Nur eine nannte mich jemals so, und sie weilt nicht mehr auf dieser Welt. Es war der ehrenvollste Name, den ich trug, denn es war der einzige, den ich durch meine Taten erworben hatte und auf den ich stolz war.

  Nun, da die Menschen mir Namen geben, bin ich selten stolz auf sie.

  Denn nachdem die Ra-ula des langen Krieges und des Tötens müde waren, zogen sie sich aus der Welt zurück und verließen Sgayefarsh. Den Streit aber, den sie zwischen den Völkern begonnen hatten, ließen sie zurück. Wie es dazu kam, dass die Herren der Welt, die mächtigste Rasse, die jemals unter Ring und Mond gelebt hat, den Konflikt, den sie in sich trug, anderen aufbürdeten, obwohl sie doch die weisesten der Weisen waren, ist eine andere Geschichte und wird an anderer Stelle erzählt. Die Menschen haben sie vergessen und erinnern sich nur mehr ungern an ihre Schöpfer. In den Köpfen der Drachen wurden die Kämpfe zu Legenden, die wenig mit der wahren Geschichte gemein haben. Die Feenvölker jedoch singen immer noch einige alte Weisen, in denen sie vom Untergang der Shrilishi erzählen und über die Rückkehr der Glanoi. Und die Feen selbst berichten ihren Kindern, trotz ihres kurzen Gedächtnisses, von den Tagen, als die Herren der Wälder in den Kampf eingriffen, um ihre Nachkommen zu schützen. Zu Vielen starben sie und manch eine Geburtsgemeinschaft blieb leer. Doch sie retteten die Drachen vor der Vernichtung und gaben den Glanoi ein Zuhause, auch wenn sie dabei ihr eigenes Wohl im Auge hatten, denn die Zahl der Aleneshi, wie sie sich damals noch selbst nannten, war groß und sie streiften durch die Gebiete der Feen, so dass die Ruhe gestört war.

  Es waren keine ruhmreichen Tage, auch wenn die Lieder der Chuor und Karaka von ihrem Kampfesmut und ihren großen Taten sprechen. Denn im Tod ist kein Ruhm.

  Nur Frieden.

  Und dieser Frieden ist mir verwehrt.

  Jenseits der Orte, an denen ich weile.

  Es ist keine Bitterkeit in mir. Ich bin der Herr meines eigenen Schicksals. Als solcher habe ich im Angesicht des Friedens die Ruhelosigkeit gewählt. Und ich weiß, dass auch mir eines Tages der Tod geschenkt werden wird.

  Ich will jedoch nicht von mir erzählen, auch wenn die Geschichte, die ich zu erzählen habe, zum Teil auch meine Geschichte ist.

  Ich will von den Feen berichten, von der Zeit, als sie noch auf Sgayefarsh lebten. Als der einzige Freund, den ich kannte, noch zu mir kam. Und ich will davon erzählen, wie sie die Welt verließen.

  Denn ich will, dass man sich ihrer erinnert. Sie waren keine Rasse, die große Werke hinterlassen hat. Aber ohne sie wäre diese Welt ärmer gewesen und die Menschen hätten sich anders entwickelt.

  Diese Geschichte ist für Shaljel.

  Aus den Städten

  Die Prozession schlich durch die Straße. Der Konflikt mit den Marktständen und den spielenden Kindern schien unausweichlich. Als jedoch die singenden und lärmenden Priester immer näher kamen, rannten die Mütter auf die Straße, um ihre kleinen zu retten, wichen die Käufer zur Seite und drängten sich zwischen die Waren, während die Kaufleute in aller Eile versuchten, ihre Auslage in Sicherheit zu bringen. Die Schellen und Trommeln wurden immer lauter, der Gesang erfüllte den Platz und hallte von den Wänden der umstehenden Häuser wider. Er drang in die Gebäude ein und trieb die Bewohner in den Wahnsinn. Jeder spürte etwas anderes. Manche hassten die Priester, andere liebten und verehrten sie, doch der Wahn erfüllte sie alle. Es war der Wahn, zu dem der Glaube werden konnte.

  Nie kam ein Feen in die Stadt, selten jemand aus den Feenvölkern. Auch die Kleinen, die Aleneshi, die Hutzler, wie sie abfällig von den größeren Völkern genannt wurden, mieden diese große Ansammlung der Menschen. Manchmal kamen sie trotzdem und brachten ihre Güter mit, um Handel zu treiben. Man traf sie jedoch nie alleine, nur in Gruppen. Eine jener Gruppen stand jetzt auf dem Markt und beobachtete den Zug.

  Als sie so etwas zum ersten Mal gesehen hatten, waren sie nur erstaunt gewesen. Jetzt folgten ihre Augen traurig den einzelnen prächtig gekleideten Gestalten. Ab und zu musste einer von ihnen ein widerwilliges Schütteln unterdrücken. Niemand schenkte ihnen Beachtung solange es etwas anderes zu beobachten gab. Waren die Priester erst wieder in ihrem Tempel verschwunden, würden das Interesse und die Abneigung zurückkehren. Die Hutzler konnten das Misstrauen, dass man ihnen entgegen brachte, nicht begreifen. Und nach allem, was sie bisher in Gesprächen mit Menschen herausgebracht hatten, verstanden diese es selber nicht. Trotzdem trieben die Hutzler Handel mit ihnen. Es war für keine der beiden Seiten eine Notwendigkeit. Die Güter, mit denen sie Handel trieben, brachten jedoch allen ein wenig Luxus.

  Die Schritte der Priester wurden langsamer. Sie bildeten einen Kreis, der aber in Anbetracht der Enge wenige Rundungen aufwies. In der Mitte schoben einige kräftige Priester der verschiedensten Orden vier Balken ineinander und legten ein Brett darauf. Einige Priester mehr traten zu ihnen und bauten aus Balken, die sie mit sich getragen hatten, ein Gerüst unter dieser Plattform. Die Umstehenden Beobachter wussten, wozu ein solches Gerüst diente. Sie hatten oft genug in den letzten Jahren zugesehen, wie es auf- und nach getaner Arbeit wieder abgebaut worden war. Seitdem die ersten Halbfeen gesichtet worden waren, hatten die Priester immer wieder das Gerüst aufgebaut. Für sie, und damit für alle, die an die Götter des Lichtes und der Gerechtigkeit glaubten, waren die Halbfeen ein Vergehen gegen die göttliche Ordnung, eine widernatürliche Monstrosität, die von den Feinden der Götter geschaffen worden waren, um alles Gute zu verspotten und zu verderben.

  Der Hauptakteur dieser Demonstration, die auch zur Abschreckung dienen sollte, trat erst zu seiner Bühne, als die Priester bereits ihre Werkzeuge ausgelegt hatten. Er ließ sich von seinen Brüdern auf das Podest heben und blickte anschließend auf die Menge herab. Die Hutzler vermeinten die Abscheu in seinem Gesicht erkennen zu können, von der sie wussten, dass er sie empfinden musste. Schon vor langer Zeit hatten sie erkannt, dass die Menschen oft vor anderen Dingen Abscheu em
pfanden als sie. Daher wussten sie auch, dass dieser Priester nicht die Dinge verabscheute, die er seinem Glauben nach gezwungen war zu tun, sondern dass er das Leben an sich verabscheuen musste. Denn seine Haltung verkündete keinen Gram oder wenigstens Trauer über sein Handwerk. Sie erkannten in ihm jemanden, der emotionslos eine Arbeit tat, die eine Emotion erfordert hätte.

  Und das erschreckendste daran war, dass er den Feenling nicht sofort tötete.

  Diesmal dauerte die Demonstration der Reinheit und Würde der wahren Gläubigen fast einen Sonnenstand, so wie ihn das kleine Volk maß. Sie hatten zwischenzeitlich versucht unauffällig den Marktplatz zu verlassen, weil sie den Anblick nicht mehr ertragen konnten. Auch in den Gesichtern der Zuschauer hatten sie den Widerwillen und das Entsetzen gesehen, welches sie selbst empfanden. Aber trotzdem blieben die Menschen doch weiter Zuschauer, die sich ein Spektakel ansahen, dem sie sich hätten entziehen sollen. Ihretwegen konnten die Hutzler nicht das Weite suchen, denn in der Enge, die die vielen Menschen mit ihrer Neugier schufen, wären sie zu sehr aufgefallen. Und sie hatten das Gefühl, dass sie so wenig wie möglich auffallen sollten. Sobald der arme Feenling jedoch endlich von seinen Qualen erlöst worden war, packten sie ihre Güter zusammen und verließen den Platz. Nach einer solchen Hinrichtung waren keine Geschäfte mehr mit den Menschen zu machen, denn ihnen wie auch den Hutzlern war die Freude am Handel vergangen.

  Sie hatten es bereits bis an das Stadttor geschafft, als die ersten Rowdies auf sie aufmerksam wurden. Die kleinen Hutzler waren in gewissen Kreisen der Menschen ein beliebtes Ziel für Rüpeleien.

  Acht Schlägertypen verbauten den Hutzlern den Rückweg aus der Stadt, indem sie sich auf den Weg stellten und erst, als sie sich breitbeinig in Szene gesetzt hatten, wurde das Tor von ihren Kumpanen verstellt. Die kleinen Händler blickten sich ruhig um. Sie hatten so etwas erwartet und waren bereit, sich den Weg freizukaufen. Einem von ihnen, einem unscheinbaren, geschmeidigen Jüngling der noch einige Haare auf dem Kopf trug, machte die Situation jedoch Kopfzerbrechen. Er hatte die Menschen schon kennengelernte und wusste, dass sie normalerweise die Ruhe in ihren Städten zu wahren suchten. Jetzt jedoch befanden sie sich direkt neben einem bewachten Tor und die Wachen machten nicht einmal Anstalten sich einzumischen. Etwas hatte sich bei den Menschen verändert. Sie waren noch grausamer geworden, noch hinterlistiger, noch verzweifelter.

  Aber vielleicht, wenn er genau überlegte, war das überhaupt nicht wahr. Denn er musste sich die Schläger nur genau ansehen um zu erkennen, dass sie nicht die üblichen Rowdies waren, die normalerweise ihre Späße mit den Hutzlern trieben. Sie waren besser bewaffnet. Sie trugen Schwerter und Äxte und nicht die üblichen Knüppel und improvisierten Waffen. Verboten Werkzeuge des Todes, die ausser den Wachen niemand in der Stadt tragen durfte.

  Und als die ersten Klingen die Scheiden verließen, konnte der junge Hutzler auch sehen, dass es zu gute Waffen für einfache Rowdies waren. Diesmal würden sie mehr bezahlen müssen. Vielleicht mehr als sie zu geben bereit waren.

  Der Führer des kleinen Zuges, ein stämmiger Hutzler mit Falten am Hinterkopf, stellte sich den Herankommenden entgegen, während sich die anderen um die zwei Wagen gruppierten.

  „Ich bin Blauhaupt Einlöser von den Aleneshi. Es gibt keinen Grund Gewalt anzuwenden. Ich bin sicher, dass wir uns gütlich einigen können.”

  Der Forderste der Schläger, der sein Schwert geübt und locker mit der Klinge nach unten hielt, verzögerte für einen Augenblick seinen Schritt und grinste hinterhältig über sein ganzes Gesicht. Die Hutzler, die hinter Blauhaupt standen verwünschten sich später und beteuerte, dass sie in diesem Moment hätten vorhersehen müssen, was geschehen würde, aber als sie schließlich handelten war es bereits zu spät.

  „Da bin ich mir auch sicher. Wir wollen einfach euer ganzes Geld.”

  Er drehte sich zu seinen Freunden um, die sein Grinsen zu kopieren schienen.

  „Gebt es uns, und ihr könnt passieren.”

  Blauhaupt schien zu überlegen, was er tun sollte, wandte sich aber schließlich nach hinten und nickte dem Fahrer des ersten Wagens zu, der sofort begann unter seinem Kutschbock zu suchen.

  „Das ist sehr hilfreich von euch. Wer aber sagt mir, dass ihr uns euer ganzes Geld gebt. Ich glaube wir schauen selber nach.”

  Blauhaupt erstarrte vor Schreck, als er dem Menschen ins Gesicht sah, denn er erkannte, dass er ihm nicht mehr entkommen konnte. Das Schwert des Räubers durchbohrte seine Brust. Er blieb noch so lange stehen wie die Klinge in ihm steckte. Erst als der Stahl herausgezogen wurde, fiel er auf die Knie, fasste sich noch einmal ungläubig an die Wunde und starb, bevor sein Kopf den Boden berührte.

  Die Räuber stürzten sich auf die unbewaffneten Hutzler. Zu ihrer Überraschung mussten sie jedoch feststellen, dass sie ihre Gegner unterschätzt hatten. Während sie geglaubt hatten, dass ihre Gegner erstarrt vor Entsetzen auf ihren toten Anführer schauen würden, hatten diese den Augenblick genutzt, um aus dem Wagen verschiedene verborgene Klingen hervorzuholen, mit denen sie sich zu verteidigen wussten. Noch überraschter waren sie, als sie bemerkten, dass sich einer unter ihnen, ein junger mit Flaum behaarter Hutzler, mit der Geschmeidigkeit eines Katze und der Schnelligkeit eines Windhundes bewegte. Dieser eine Jüngling war auch dafür verantwortlich, dass der Anführer der Menschen noch während Blauhaupt auf den Knien lag, neben ihm zu Boden fiel, während sein Kopf einige Meter weiter landete. Nach nur wenigen Schlägen der Waffen flüchteten die überlebenden Schläger und ließen sieben ihrer Freunde zurück.

  Diesmal war es jedoch an den Aleneshi, überrascht zu sein, denn sie zerstreuten sich nicht, sondern rannten zu dem Wachhaus, aus dem nach wenigen Herzschlägen die ersten Soldaten traten.

  Die Aleneshi machten sich keine falschen Hoffnungen darüber, dass sich die Schläger vielleicht selber stellen wollten. Deswegen legten sie ihre Verwundeten und Toten auf die Wagen und verließen die Stadt so schnell es ging, nicht ohne dabei die beiden Torwachen aus dem Weg zu drängen, die sich ihnen in einem sinnlosen Akt der Pflichterfüllung entgegenstellen wollten.

  „Das waren keine typischen Rowdies.” Der junge Aleneshi sprach aus, was alle dachten. Er sagte es jedoch mit einer so ruhigen Stimme, dass es den anderen Unbehagen bereitete. Sie waren zu aufgebracht und entsetzt von dem, was sie heute erlebt hatten. Die Folterung war schlimm genug gewesen. Aber der brutale Überfall hatte ihnen die Sprache verschlagen, selbst wenn sie ihn siegreich überstanden hatten. In diesem Sieg lag jedoch keine Freude, sondern nur die Trauer über vier Tote und das Wissen, dass die Handelsbeziehungen zu dieser Stadt beendet waren. Sie starrten still vor sich hin, während die Kutscher die Modons anspornten, die jedoch kaum ihre Geschwindigkeit erhöhen konnten. Modons waren Lasttiere, große, schwere Büffel, keine Renntiere. Und die Verfolger, mit denen man rechnen musste, würden bestimmt auf etwas Schnelleres zurückgreifen können. Vermutlich kamen sie zwar nicht auf Batagas, denn die Stadtwachen waren nicht besonders gut ausgerüstet gewesen, aber um ein Modon einzuholen bedurfte es auch nur eines Ges. Mit Glück konnten sie dann die Flucht überstehen, indem es ihnen rechtzeitig gelang, die Ges aus der Ruhe zu bringen, bis sie ihre Reiter abwarfen.

  Tatsächlich konnten diejenigen Händler, die aus dem letzten Wagen nach hinten blickten bereits nach wenigen hundert Schritten die ersten Reiter aus der Stadt kommen sehen. Es schien alles sehr gut vorbereitet gewesen zu sein. Sie riefen die schlechte Nachricht nach vorne, obwohl es wenig Sinn machte. Alle wussten, dass es Verfolger geben würde und auch, dass sie nicht schneller fahren konnten. Der junge Aleneshi, der trotz der Enge auf den Wagen durch eine unsichtbare Barriere von den anderen abgesondert zu sein schien, ließ sich während er sich mit einer Hand festhielt, von dem Kutschbock hängen, um besser nach hinten schauen zu können. Er wusste, was von ihm erwartet wurde. Deswegen hatte er die älteren Aleneshi begleitet. Er hatte nur gehofft, dass dieser Konflikt in ferner Zukunft gelegen hätte. Aber er hatte eine Idee, wie er weiteres Töten vielleicht verhindern konnte. Dafür kam es vor allem darauf an, dass sie so schnell wie möglich den Wald erreichten. Sobald die Wagen hinter der ersten Bieg
ung von Bäumen verdeckt wurden, konnte er zur Tat schreiten. Aber eigentlich konnte er auch jetzt bereits etwas tun.

  Er gab sich ein wenig Schwung und landete wieder auf seinem Platz. Es bedurfte nur ein wenig Konzentration. Die letzten Jahre der einsamen und auch gemeinschaftlichen Wanderungen hatten ihn trainiert. Er war jetzt viel besser als noch vor der Geburt seines letzten Kindes. Aber er war ja auch älter geworden. Während er seine Kräfte sammelte, betrachteten die anderen Aleneshi ihn nicht ehrfürchtig aber voller Hoffnung. Jetzt kam es nur noch darauf an, dass er es nicht zu offensichtlich machte. Denn was das Volk der Aleneshi als letztes gebrauchen konnten, war der Verdacht, dass sie über Magie geboten. Er hatte die Menschen schon viele unsinnige Dinge tun sehen und auch miterlebt, wie sie sich in viele aberwitzige Aberglauben hineingesteigert hatten. Man musste sie nicht auch noch darin unterstützen. Es war unvorstellbar, zu was die Menschen in der Lage waren, wenn sie sich fürchteten.

  Einen Augenblick später kam es den Kutschern so vor, als hätte jemand eine Bremse gelöst. Die Modons traten jetzt leichter auf den Weg. Ihre Schritte wurden schneller. Nicht so schnell, dass die Verfolger abgehängt wurden, aber doch schnell genug, dass der Wald vor ihnen erreicht wurde.

  Der junge Aleneshi sprang vom Wagen und postierte sich auf dem Weg, so dass gerade noch die Wagen vorbeikamen.

  „Fahrt weiter. Ich hole euch später wieder ein.”

  Die älteren Händler blickten grimmig von ihren Wagen herab und nickten ihm zu. Er kannte diese Geste. Das kleine Volk drückte damit ihre Anerkennung und ihren Dank aus, auch wenn sie wenig Herzlichkeit auszustrahlen schien.

  Er wartete mit seinem nächsten Zauber nicht, bis die Wagen außer Sichtweite waren, sondern begann sich sofort zu konzentrieren, selbst auf die Gefahr hin, dass die Modons scheuten und dass er seine Freunde in Angst und Schrecken versetzte. Es kam jetzt auf jeden Herzschlag an. Den Verfolgern sollte es nicht ermöglicht werden, seine Magie zu sehen.